„Das Urteil hatte alle meine Hoffnungen zerstört“

Liebe GhJ-Freunde und Unterstützer,

im Herbst 2016 hat Volkert Ruhe sein Buch „Hinterm Stacheldraht geht’s weiter – vom Berufsverbrecher zum gefeierten Sozialunternehmer“ herausgebracht.

Der Beginn seiner kriminellen Karriere, seine Arbeit für die Drückerkolonne und das Cali-Kartell, seine Verhaftung in Panama und die Gründung seines Vereins „Gefangene helfen Jugendlichen“ – von all dem erzählt der GhJ-Gründer in seinem Buch.

Auch über den Versuch von Mithäftlingen, ihn wieder auf die schiefe Bahn zu bekommen, über besondere Momente, die sich eingeprägt haben, Preisverleihungen sowie die Auszeichnung von Angela Merkel spricht er in seiner Biografie, die wir Ihnen nur wärmstens empfehlen können.

In den folgenden Auszügen können Sie bereits einen kleinen Vorgeschmack bekommen. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen! (Das Buch können Sie u.a. hier bestellen: https://goo.gl/pYss5P)

 

 

„Am dritten Tag in Panama-Stadt frühstückten wir gemütlich, fuhren dann mit einem Mietwagen nach Colón. Wir gingen ausgiebig shoppen und machten uns am späten Nachmittag auf den Rückweg ins Hotel. Wir waren müde, freuten uns auf eine kühle Dusche. In der Lobby war es still. Der Mann an der Rezeption grüßte freundlich wie immer.

Dann plötzlich ohrenbetäubendes Geschrei, mehrere Menschen stürzten sich auf uns, warfen uns zu Boden und legten uns Handschellen an.
Wie sich später herausstellte, waren es Interpol-Beamte in Zivil. Sie hatten uns seit unserer Einreise ununterbrochen observiert.“
(…)
„Als er dann endlich anbrach, der Tag, der über mein Schicksal entscheiden würde, war ich auf alles gefasst. Glaubte ich. Doch das war pures Wunschdenken. Ich hörte noch, wie der Richter 13 Jahre ohneBewährung verkündete, danach war ich wie weggetreten. 13 Jahre! Eine Ewigkeit.
 
Das würde ich niemals aushalten! Auch die Hälfte nicht. Und selbst wenn ich es aushalten würde: Welche Perspektive hätte ich?
 
Das Urteil hatte alle meine Hoffnungen zerstört. Die Verkündung war der schlimmste Moment meines Lebens. Schlimmer als die Schläge meines Vaters, als ich ein kleiner Junge war. Schlimmer als die schlimmsten Momente im Höllenknast von Panama-Stadt. Es gab jetzt keinen Zweifel mehr: Mein Leben war endgültig verpfuscht.
 
Dann hätte man mich auch gleich zum Tode verurteilen können, schoss es mir in einer Mischung aus Wut und Resignation durch den Kopf. Rückblickend beschäftigen mich zwei Fragen:
Wie konnte ich so tief sinken? Und: Wie habe ich es bloß geschafft, wieder aufzustehen?
 
Es sind die Fragen meines Lebens, und es gibt darauf keine einfachen Antworten. Eines aber ist sicher: Bei der Suche kommt man an meiner Kindheit nicht vorbei, einer größtenteils extrem beschissenen Kindheit…“
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