„Ich hatte immer meine Prinzipien“

Von Kaugummis über Fahrräder bis hin zu großen Märkten – und zum Schluss Tresore und ein Seefracht-Container.
Sieben Jahre Haftstrafe wegen besonders schweren Diebstahls hieß 2011 das Urteil für den heute 37-jährigen Alexander*.

„Schon im Kindesalter fing ich mit dem Klauen an und habe mich mit den Jahren an größere Diebstähle herangetraut.“
Dabei sei vor allem der Einfluss seines Umfeldes entscheidend gewesen: „Ich habe immer schon und vor allem früh mit Älteren zu tun gehabt. Dann wird man irgendwann automatisch mitgezogen.“

Mit 16 Jahren sei er als Spätaussiedler mit seiner Familie nach Deutschland gekommen. „Ich habe schnell Gesinnungsgenossen gefunden. Darunter leider auch Diebe, mit denen ich schnell zusammengekommen bin. Ich hatte das nicht nötig, aber irgendwie fand ich das cool.“

Informationen bekommen, wo sich Einbrüche lohnen würden

Diese Ambivalenz zeigte sich bei ihm auch in der Motivation, Diebstähle zu begehen.
„Irgendwie war ich manchmal der Anstifter. Aber irgendwie wollte ich auch einfach nur dazugehören“, stellt er heute mit ruhiger Stimme und nachdenklichem Blick fest.
Dabei habe er von seinen vorherigen Erfahrungen profitiert und habe mit der Zeit immer besser gewusst, wie es ablaufen sollte.

Später habe er angefangen, gemeinsam mit anderen in einer Gruppe Tresore zu knacken. „Wir sind als Bande gemeinsam losgefahren und hatten unsere Informationen immer von Informanten oder Bekannten bekommen, die wussten, wo es große Tresore gab oder wo es sich lohnen würde.“

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„Die Versuchung war einfach zu groß“

Drei Jahre später stand der damals 20-Jährige vor Gericht. „Es war schrecklich. Vor allem die Untersuchungshaft.“
Nach seiner Entlassung habe er sich vorgenommen, nicht weiterzumachen und keine Diebstähle mehr zu begehen. Doch es kam anders.
„Bis 2007 war ich straffrei. Aber dann war die Versuchung einfach zu groß.“

Gemeinsam mit einer Gruppe sei er wieder losgezogen. Wieder wurde ein Tresor in einem Unternehmen geknackt. Dabei sei alles gut gegangen. Und so gingen die Diebstähle weiter.
Dabei sei vor allem die Aussicht, viel Geld durch die Diebstähle zu bekommen, ausschlaggebender Grund für seine Taten gewesen.
„Wir wollten nie jemandem etwas antun und haben immer darauf geachtet, in die Unternehmen einzubrechen, wenn keiner da war.“

„Nur Firmen und Unternehmen, keine Wohnungen oder Häuser“

Doch das gelang nicht immer. „Einmal sind wir nachts in eine Firma eingebrochen und haben gesehen, dass jemand dort war und schlief. Wir sind sofort wieder raus und haben die Aktion abgebrochen.
Ich hatte immer meine Prinzipien – und dazu gehörte: nur Firmen und Unternehmen, keine Wohnungen oder Häuser. Mir ging es um den Wert – und darum, dass keine Person zu Schaden kommt.“

Sie machten so lange weiter, bis sie 2011 die Aussicht auf einen noch größeren Gewinn bekamen.
„Wir hatten einen Informanten, durch den wir erfuhren, dass sich in einem Container wertvolle Ware im sechsstelligen Bereich befand. Wir organisierten alles bis ins Detail: wir mieteten eine Lagerhalle an, besorgten uns Stapler und einen LKW und fanden auch einen Käufer, der uns die Ware abnehmen wollte – ein erfolgreicher Geschäftsmann, der uns viel Geld geboten hatte.“

Doch was sie nicht wussten: die Polizei hatte sie observiert, weil jemand sie verraten hatte.
„Wir wurden festgenommen und brauchten fast nichts mehr sagen, da die Polizei ohnehin schon alles gewusst hatte.“

„Das sind so viele verlorene Jahre“

Seitdem stelle er sich oft die Fragen, warum er überhaupt so weit gegangen sei und ob die Diebstähle es wert waren. „Ich bereue so vieles. Das sind so viele verlorene Jahre. Und immer wieder frage ich mich: ‚Wie viel hätte ich in den sieben Jahren auf legalem Wege schaffen und erreichen können?'“
Sein Traum sei es, später im Sport zu arbeiten. „Ich bin gelernter Fitnesstrainer und würde gerne wieder in meinem Beruf im Bereich Leichtathletik arbeiten.“

Derzeit befindet er sich im offenen Vollzug und habe dort von einem Mitgefangenen von Gefangene helfen Jugendlichen erfahren. „Das sollte einfach so sein“, sagt er heute rückblickend. „Ich wollte einfach wieder etwas Gutes machen und helfen. Jugendliche sollen wissen, was Knast bedeutet.“

Dabei stoße er immer auf positive Reaktionen der Schüler. „Ich habe eine ruhige und besonnene Art. Ich sehe nicht so aus, als sei ich im Gefängnis. Das kann man keinem ansehen.“

„Ich kämpfe jeden Tag mit mir“

„Ich kämpfe jeden Tag mit mir und habe mittlerweile andere Einstellungen und Ideen im als damals.“ Dabei helfe ihm seine ehrenamtliche Mitarbeit bei Gefangene helfen Jugendlichen. „Es stärkt und bestätigt mich, etwas Gutes zu tun, später legal mein Geld zu verdienen und mich von meinem Umfeld von früher fernzuhalten.“

*Name von der Redaktion geändert

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