„Das geht keinem Jugendlichen am Arsch vorbei“

„Insgesamt habe ich 40 Jahre meines Lebens hinter Gittern verbracht“, erzählt Manfred.
Drogen, bewaffnete Raubüberfälle, Totschlag – die Liste ist lang.
„Ich war schon immer das schwarze Schaf in der Familie und habe mich zu anderen, kriminellen Leuten hingezogen gefühlt.“
Doch seine Straffälligkeit und die Knast-Aufenthalte seien insbesondere an seiner Familie nicht spurlos vorbeigegangen.
„Was ich nicht wusste, war, dass ich vor allem meine Familie und auch die Familie meiner Opfer in Mitleidenschaft gezogen habe – von den direkten Opfern selbst ganz zu schweigen.
Meine Eltern sind erkrankt und früh gestorben, meine Schwester hat bis heute den Kontakt zu mir abgebrochen. Mir war eigentlich nie wirklich klar, dass ich meine Familie die ganze Zeit auf dem Gewissen hatte und was ich anderen Leuten damit angetan habe.“
Auch die Zahl seiner Freunde habe mit der Zeit abgenommen: „Die meisten haben sich umgebracht oder sind an den Folgen der Drogen draufgegangen.“
Der heute 64-Jährige befindet sich derzeit im offenen Vollzug. „Damit ich in langsamen Schritten wieder auf die Freiheit vorbereitet werden kann.“

Ehrenamtliches Engagement für nachhaltige Aufgaben

Als Gefangener engagiert sich Manfred ehrenamtlich bei Gefangene helfen Jugendlichen e.V.
Er hat es sich ebenfalls zur Aufgabe gemacht, straffällige Jugendliche von ihrer kriminellen Laufbahn abzubringen. „Das war alles Dummheit, was ich damals gemacht habe. Das weiß ich heute selber“, erklärt er und möchte einen Beitrag dafür leisten, dass es bei Jugendlichen gar nicht erst so weit kommt. Die Zusammenarbeit zwischen Jugendlichen und Inhaftierten sowie die Auseinandersetzung mit dem Thema Knast sei vor allem nachhaltig: „Das geht keinem Jugendlichen am Arsch vorbei!“
 MitarbeiterManfred

„Es macht mich stolz, ihnen zeigen zu können, dass ich anders bin“

Im Oktober 2015 hat sich Manfred dazu entschlossen, bei Gefangene helfen Jugendlichen e.V. mitzuwirken. Für ihn persönlich sei die Arbeit sehr wertvoll: „Früher habe ich in den Tag hineingelebt, gekifft und getrunken. Heute habe ich eine Aufgabe und kann meine Erfahrungen an Jugendliche weitergeben. Die Arbeit gibt mir Stabilität und Halt, nicht zurückzufallen.“
Bei einem der JVA-Besuche im Rahmen eines Projekttages mit Jugendlichen seien die Mitarbeiter positiv überrascht von seiner Entwicklung gewesen. Auch viele ehemalige Mithäftlinge hätten ihm solch eine Arbeit nicht zugetraut. „Solche Reaktionen geben mir ein besseres Selbstwertgefühl und es macht mich stolz, ihnen zeigen zu können, dass ich anders bin, als sie mich eingeschätzt hatten.“

„Heute kann ich mir nichts Schöneres mehr vorstellen“

„Während meiner Haft habe ich mich nie wirklich damit befasst, etwas Gutes zu tun. Aber manchmal muss man einfach über seinen eigenen Schatten springen. Heute kann ich mir nichts Schöneres mehr vorstellen und möchte das eigentlich noch einige Jahre weitermachen!“
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